Fortsetzung von "20 Jahre Berlin"
Als ich im Jahr 1999 leicht verschuldet und voller Erwartungen mit zwei Koffern aus London nach Berlin kam, war das Café MIR in der Lausitzer Strasse meine erste Anlaufstelle. Das war viele Jahre bevor Daniel Brühl den Laden kaufen und Raval nennen sollte.
Das MIR war Café und Kneipe in einem. Benannt nach der russischen Raumstation. Es wurde vom Kreuzberger Althippie Hermann betrieben. Auf meine Frage, ob ich bei ihm arbeiten könne, sagte Hermann: „Wann willst Du loslegen?“ Nur um die Nachtschicht musste ich eine Weile kämpfen. „Dafür bist Du viel zu jung.“ Als ich ihn davon überzeugte, dass ich das auch im Kreuz habe, ging’s los - und manchmal wünschte ich mir die Tagschicht zurück.
Hermanns wichtigster Rat damals: „Dit is Kreuzberg. Sag nicht bitte und nicht danke, det is hier nich. Mach ne Ansage. Wenn Dir einer blöd kommt, sag ihm: „Hol Dir Dein Bier selber.“ Und siehst Du die Araber da hinten in der Ecke? Det sind Deine Freunde. Wenn’s mal Ärger gibt, die helfen Dir.“ Ich blieb dem MIR viele Jahre treu. Selbst als ich schon in München wohnte, kam ich immer wieder mal gern nach Berlin, auch um für ein paar Schichten hinter dem Tresen zu stehen. Da hört man schließlich die besten Geschichten. Herrmanns Rat habe ich dabei nie vergessen.
Leider musste Hermann das MIR abgeben, bevor es mich 2007 erneut nach Berlin verschlug. Es war danach nicht mehr das alte. Wenige Jahre später gab es erneut eine Änderung. Daniel Brühl übernahm. Der Laden wurde Raval getauft und in ein schniekes Lokal umgewandelt. Ich habe ihn seither nie mehr betreten.